GA19:52-53 – phronesis – prudência

(Nic. Eth. VI, 5, 1140b13ff.). “For what gives pleasure and what depresses do not destroy or confuse every ὑπόληψις but only the one related to the πρακτόν.” Yet insofar as ἡδονή and λύπη are among the basic determinations of man, he is constantly exposed to the danger of covering himself to himself. Φρόνησις, consequently, cannot at all be taken for granted; on the contrary, it is a task, one that must be seized in a προαίρεσις. Φρόνησις thus eminently illustrates the meaning of ά-ληθεύειν, i.e., the uncovering of something concealed. Aristotle emphasizes: (…). “Dasein can be corrupted by ἡδονή and λύπη.” (Nic. Eth. VI, 5, 1140 b17f.) If one of these dominates a man, the result is that οὗ φαίνεται ἡ ἀρχή. The correct οὗ ἕνεκα (for the sake of which) no longer shows itself; it is thus concealed and must be uncovered through λόγος. In this way, therefore, φρόνησις, as soon as it is achieved, is involved in a constant struggle against a tendency to cover over residing at the heart of Dasein, (…). “The κακία, the bad disposition, destroys the ἀρχή,” (b19f.) i.e., does not allow the correct οὗ ἕνεκα to show itself. Here, in Dasein itself, is precisely where the risk to, and the resistance against, φρόνησις lies. Aristotle can then summarize the determination of φρόνησις as follows: (…). Φρόνησις is a ἔξις of ἀληθεύειν, “a disposition of human Dasein such that in it I have at my disposal my own transparency.” (b20f.) For its themes are the ἀνθρώπινα ἀγαθά. And it is a ἔξις of ἀληθεύειν which is πρακτική, “which lives in action.” That is why it is εὖ insofar as it comports itself ὁμολόγως to ὂρεξις, or to πρᾶξις, in such a way that the deliberation measures up to the “for the sake of which” of the acting. Φρόνησις itself is hence indeed an ἀληθεύειν, but it is not an autonomous one. It is an ἀληθεύειν in service to πρᾶξις. It is an ἀληθεύειν which makes an action transparent in itself. Insofar as the transparency of a πρᾶξις is constitutive for this πρᾶξις, φρόνησις is co-con-stitutive for the proper carrying out of the very action. Φρόνησις is an ἀληθεύειν; yet, as we said, it is not an autonomous one but rather one that serves to guide an action. [GA19RS:36-37]

(…) »Denn das, was Vergnügen macht, und das, was niederdnickt, zerstört nicht und bringt auch nicht durcheinander jede ὔπόληψις, sondern die mit Bezug auf das πρακτόν«. Sofern jedoch die ἡδονή und λύπη zur Grundbestimmung des Menschen gehören, ist der Mensch ständig in Gefahr, von sich selbst sich selbst verdeckt zu werden. »Denn das, was Vergnügen macht, und das, was niederdnickt, zerstört nicht und bringt auch nicht durcheinander jede ὔπόληψις, sondern die mit Bezug auf das πρακτόν«. Sofern jedoch die ἡδονή und λύπη zur Grundbestimmung des Menschen gehören, ist der Mensch ständig in Gefahr, von sich selbst sich selbst verdeckt zu werden. Die φρόνησις ist demnach nichts Selbstverständliches, sondern eine Aufgabe, die in einer προαίρεσις ergriffen werden muß. In der φρόνησις zeigt sich in einem ausgezeichneten Sinn der Sinn des Α-ληθεύειν, des Aufdeckens von etwas, was verborgen ist. Aristoteles betont: (…) (b17 sq). »Das Dasein kann verdorben sein durch ἡδονή und λύπη«. Wenn eine solche Stimmung herrschend ist, so macht sie, daß οὐ φαίνεται ἡ ἀρχή. Das rechte οὗ ἕνεκα zeigt sich nicht mehr, ist also verdeckt und muß durch den λόγος auf ged eckt werden. So ist also die φρόνησις, sobald sie vollzogen wird, in einem ständigen Kampf gegenüber der Verdeckungstendenz, die im Dasein selbst liegt (…) (b19 sq). »Es ist nämlich die κακία, die schlechte Verfassung, dasjenige, was die ἀρχή zerstört«, was das rechte οὗ ἕνεκα nicht sichtbar werden läßt. Hier, bei der φρόνησις, liegt gerade die Gefahr und der Widerstand für die φρόνησις im Dasein selbst. So kann Aristoteles die Bestimmung der φρόνησις zusammenfassen: (…) (b20 sq). Die φρόνησις ist eine ἔξις des ἀληθεύειν »ein solches Gestelltsein des menschlichen Daseins, daß ich darin ver füge über die Durchsichtigkeit meiner selbst«. Denn das Thema sind die Ανθρώπινα Αγαθά. Und sie ist eine ἔξις des ἀληθεύειν, die πρακτική ist, »die sich innerhalb des Handelns bewegt«. Daher ist sie εὖ, sofern sie sich όμσλόγως verhält der ὂρεξις bzw. (55) der πρᾶξις, so daß sich das Überlegen dem Worumwillen des Handelns anmißt. Die φρόνησις ist also selbst zwar ein ἀληθεύειν, aber nicht ein eigenständiges, sondern ein ἀληθεύειν im Dienste der πρᾶξις; sie ist ein ἀληθεύειν, das eine Handlung in sich durchsichtig macht. Sofern die Durchsichtigkeit einer πρᾶξις für diese konstitutiv ist, ist die φρόνησις mit konstitutiv für den eigentlichen Vollzug des Handelns selbst. Die φρόνησις ist ein ἀληθεύειν, aber, wie gesagt, nicht ein eigenständiges, sondern als Führung der Handlung.